17.06.2022 Stellungnahme der SP Fraktion
Die Förderung des öffentlichen Verkehrs ist eines der Kernanliegen der SP-Fraktion. Dennoch können wir dem Postulat «Freie Fahrt mit dem Stadtbus» in der Fraktion FDP, die Mitte, EVP nicht zustimmen. Dies hat folgende Gründe:
- Der Stadtbus ist in den Tarifverbund Ostwind eingebunden. Innerhalb des Tarifverbunds Ostwind ist eine Gratisnutzung von nur einem der Angebote nicht möglich. Dies heisst, dass nebst der Gratisnutzung des Stadtbusses auch andere innerstädtische ÖV-Anbieter wie der Rote Arnold, der Thurbo und das Postauto in das Gratis-Angebot mit aufgenommen werden müssten.
- Die Einführung eines Gratis-Stadtbusses würde bedeuten, dass die Stadt Kreuzlingen aus dem Tarifverbund Ostwind austreten müsste. Mit dem Austritt aus dem Tarifverbund und der Etablierung eines Gratisbusses entstünde eine einseitige Bevorzugung des Stadtbusses gegenüber anderen ÖV-Anbietern innerhalb der Stadt Kreuzlingen und eine deutlich kompliziertere Tarifstruktur, die wir als nicht benutzerfreundlich erachten.
- Ein Gratis-Stadtbus schafft weiterhin über die Stadtgrenze hinaus keine Vorteile für die ÖV-Nutzer. So würden Pendler, die mit dem Bus zum Bahnhof fahren und von Kreuzlingen aus mit dem Zug zur Arbeit fahren, weiterhin gleich viel für ihr Ticket bezahlen – der gewünschte Umsteigeeffekt vom MIV zum ÖV würde durch den Gratisbus in Kreuzlingen also nicht gefördert.
Im Vergleich zur Einführung eines Gratis-Stadtbusses ohne weitere Begleitmassnahmen erachten wir die Vorschläge des Stadtrates zur Förderung des öffentlichen Verkehrs als zielführender:
- So wäre eine stärkere Subventionierung der Bustickets und eine vereinfachte Tarifstruktur (z.b. 1 CHF für Einzelfahrt und 2 CHF für Tagesticket) eine gut umsetzbare und benutzerfreundliche Unterstützungsmassnahme für den öffentlichen Verkehr.
- Weiterhin sind die Ticketpreise bei weitem nicht das einzige Kriterium, welches Einfluss auf die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs hat. Wir sind der Überzeugung, dass nebst der Preisgestaltung auch der Ausbau der Verbindungen, die Etablierung von Busspuren und die benutzerfreundliche Gestaltung der Bushaltestellen massgeblich dazu beitragen, dass der Umstieg vom MIV zum ÖV erfolgreich vollzogen werden kann. Diese Massnahmen werden im Postulat nicht berücksichtigt und spielen nur im Vorschlag des Stadtrates eine Rolle.
Dennoch fordern wir den Stadtrat auf, sich die Option Gratis-Stadtbus offen zu halten, sollte sich im Zuge der genaueren Abklärungen im Rahmen der Umsetzung des Postulats herauskristallisieren, dass eine Möglichkeit besteht, Busfahrten in Kreuzlingen kostenfrei anzubieten, ohne dabei die Vorteile des Tarifverbunds Ostwind zu verlieren.
Grundsätzlich wünscht sich die SP-Fraktion ein langfristig funktionierendes, zum Umstieg auf den ÖV motivierendes Konzept zur Förderung des öffentlichen Verkehrs, welches nebst einer sinnvollen Preisgestaltung (leicht erschwinglich oder kostenfrei) auch weitere Begleitmassnahmen wie beispielsweise einen attraktiven Fahrplan mit kurzen Umsteigezeiten und barrierefreien Haltestellen enthält.
