Offener Brief an den Stadtrat: Mehr Stadtgrün!

Unsere Stadt braucht mehr hochwertiges Stadtgrün!
Einer der trockensten, heissesten Sommer seit Messbeginn liegt hinter uns. Innerhalb von 150 Jahren wurde es zwei Grad wärmer, auch am Bodensee. Global sind, werden die Auswirkungen gravierend – alle namhaften Forscher bekräftigen dies, zuletzt der Klimarat IPCC im Spezialbericht vom Oktober 18.

Zudem: Auch im städtischen Siedlungsraum nimmt die Artenvielfalt dramatisch ab. „Still sterben die Schmetterlinge“, fast die Hälfte der Sommervögel sind dem Aussterben nahe. So der Scherzinger Experte M. Hertzog (Thurgauer Zeitung, 5. Mai 18). „Ob die Igel bei uns überleben, hängt von den Fahrzeuglenkern und Gartenbesitzern ab.“ (Kreuzlinger News, 10.18). Ein Weckruf gar aus unserem Seeburgpark: Auch hier brechen wichtige, gefährdete Tiere weg: Vögel, Insekten, Libellen (Artenmonitoring 17).

Die Klimaveränderung trifft Agglomerationen stärker als ländliche Regionen. Bauliche Verdichtung ist erwünscht, begleitende Massnahmen aber zwingend. Kurz: Mehr hochwertiges Stadtgrün ist ein Gebot der Stunde! Umso mehr, als Wissenschaft und Stadtbewohner den Nutzen für Regeneration, Luftreinigung und Klimaregulation immer stärker gewichten.

Machen Kreuzlingen (und Konstanz) genügend? Beachtlich, was unsere Stadt schon leistet, gerade mit Blick auf vorhandene personelle Ressourcen. Sei es die 300m lange Wildhecke im Siedlungsgebiet, fertiggestellt letzten November; sei es Hege und Pflege naturnaher Flächen im Seeburgareal; seien es Veranstaltungen und Schulungen (Hauswarte, Gartentage) etc.

Dieser Würdigung zum Trotz: Wir rufen den Stadtrat auf, einen Aktionsplan für mehr Stadtgrün zu entwickeln. Hilfreich, dass bald auch der bundesrätliche Aktionsplan „Anpassung an den Klimawandel“ erscheint.

Wesentliche Bausteine einer neuen „hochwertigen Stadtgrün-Politik“:

  • mehr Privatgärten mit ökologischen Nischen (kleine Wiesen, Hecken, Bäume) – damit weniger sterile Kiesgärten und versiegelte Flächen wie Parkplätze
  • mehr Lebensraum-Vernetzungen im Stadtgebiet und mehr Alleen, aber auch Vernetzungen zwischen offener Landschaft mit Waldgebieten und (Fliess-)Gewässern
  • verstärkte städtische Vorbildfunktion (Hauswart-Schulung; Kooperation mit Gartenbauern und Umweltverbänden, Schulen etc.)
  • konsequenter Vollzug bestehender Gesetze, auch betreffend Erhalt und Förderung der Naturschutz-Objekte (Bäume, Hecken etc.)
  • griffige Anpassung gesetzlicher Grundlagen, auch im Rahmen der Ortsplanungs-Revision: verbindliche Grünflächenziffern, mehr Bäume, mehr Dachgrün

Geschätzter Stadtpräsident, geschätzte Stadträte – wirksamer Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, damit auch mehr hochwertiges Stadtgrün: ein Gebot der Stunde. Packen wir es an!

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed